Asperger-Syndrom

Wann sprechen wir von dem Asperger Syndrom?

Warum heißt es nicht Asperger Störung? Um es mit Hans Asperger zu sagen: "Nicht alles, was aus der Reihe fällt, was also in bestimmten Bereichen aus der Norm fällt, muss deshalb schon minderwertig sein."
Um eine diagnostische Beurteilung zu machen wird man 3 Kriterien einschätzen:

1. Störung der sozialen  Interaktion? (oder Besonderheiten beim in Kontakt  gehen)
2. Störung der verbalen und nonverbalen Kommunikation? (vielleicht wird Blickkontakt vermieden)
3. Eingeengte, stereotype, sich wiederholende Interessen?

Wenn emotionale, interaktionale, sprachliche Besonderheiten  die Art und Weise wie wir mit unserer Umwelt in Kontakt gehen und uns in die Gemeinschaften integrieren beeinträchtigt sind, dann könnte es am Asperger Syndrom liegen. Die Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten würde anders gestaltet sein. Die Bedürfnisse unterscheiden sich von denen, welche flexibel auf Veränderungen reagieren. Das Wertesystem ist klar abgegrenzt und ein Perspektivwechsel ist manchmal eine Herausforderung. 

Auffälligkeiten des Asperger Syndrom

Die große Bandbreite an Auffälligkeiten, sowie die fließenden Übergänge zu den verschiedenen Autismusformen machen das Asperger Syndrom zu einem "eigenen Kosmos". Durch die Erfahrungen aus meinem therapeutischen Wirken möchte ich sagen, kennst du einen Menschen im Spektrum, dann kennst du eben nur diesen Menschen.
Viele Mythen sind noch heute weit verbreitet und sorgen dafür, dass vermutlich nur 50 % der Menschen erkannt werden.

- Doch, Menschen mit dem Asperger Syndrom können manchmal sehr gut
   Blickkontakt halten!
- Doch, Menschen aus dem Autismus Spektrum sind emphatisch und haben
  Gefühle, doch können diese oft nicht nach außen bringen oder sie in einen Kontext stellen
- Es fällt ihnen oft schwer, soziales Verhalten zu verstehen, weil es ihnen oft
   unlogisch erscheint. Genau betrachtet ist es das auch oft ;-)
- eine beeinträchtigte Selbstwahrnehmung  des Menschen aus dem Autismus
   Spektrum braucht manchmal den Input von außen, um adäquat auf soziale
   Situationen einzugehen.

Ein Verständnis für ungeschriebene soziale Regeln muss oft erst noch entwickelt werden und braucht manchmal einen Übersetzer oder Erleichterer. Und, ein bisschen mehr Zeit.

Aus meiner Praxis kann ich sagen, oft dauert es einfach ein bisschen länger, um sich im sozialen Miteinander wohl zu fühlen und die Regeln der Kommunikation und Interaktion zu verstehen.

Mit dem wachsenen Verständnis zu vielen ungeschriebenen Regeln, kann die Kommunikation und das Sozialverhalten quallitativ oft so gut entwickelt werden, dass man sich diese Qualität von neurotypischen Menschen wünscht.


Welche Ursachen sind für das Asperger Syndrom bekannt?

Das Asperger Syndrom wird weder durch eine falsche Erziehung, eine Traumatisierung oder ein falsches Verhalten in der Schwangerschaft verursacht.

Niemand hat Schuld oder die Verantwortung für dieses Anders-Sein!
Die Forschungen sagen sehr klar, dass bestimmte Strukturen und Systeme anders "verdrahtet" sind. Wie defizitär wir dies wahrnehmen hängt sehr von unserer Haltung ab. Das Gehirn ist also nicht unbedingt "krank" oder falsch entwickelt, es ist nur anders.

Ich höre die Stimmen meiner  sehr klugen Klienten. Ein Mensch mit dem Asperger Syndrom gibt sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden - gut so!

Es braucht also den Blick in das menschliche Gehirn eines Menschen aus dem
Autismus-Spektrum:
Als Nicht-Neurologe möchte ich es gern versuchen zu erklären.  Jetzt muss es medizinisch werden.

In bildgebenden Verfahren wie zum Beispiel dem MRT kann man die Strukturen des menschlichen Gehirns erkennen und mit " normalen" Menschen vergleichen. Man spricht im Zusammenhang mit dem Asperger Syndrom von einer Fehlfunktion des sozialen Gehirns.
Genauer: Die medialen präfrontalen und orbifrontalen Bereiche der Frontallappen, der superiore temporale Sulkus und der inferiore basale temporale Kortex und die temporalen Pole der Temporallappen sind betroffen.

- Es gibt Hinweise, dass die Bereiche der Amygdala, der Basalganglien und das
  Kleinhirn schwach miteinander verbunden sind.
- Es gibt Hinweise auf eine kortikale Fehlfunktion der rechten Hirnhemishäre
- Beeinträchtigung des Dopaminsystems

Genetische Komponente:

Bei der Mehrzahl der Menschen gibt es eine genetische Disposition. Unter sehr strengen diagnostischen Kriterien- nach unseren bescheidenden Möglichkeiten, findet  man das Syndrom bei 20 % der Väter und etwa 5 % der Mütter.
Meist haben die Eltern keine Diagnose. Würden das klinische Bild und eine weniger strenge Diagnostik eine Entscheidung treffen müssen, dann sind es nach meiner Erfahrung wohl eher 50 % und mehr Verwandte ersten Grades welche betroffen sind.
Die Wahrscheinlichkeit einer genetischen Übertragung kann derzeit noch nicht genau bestimmt werden. Doch auch dazu wird tüchtig geforscht.


Andere Formen von Autismus

Bevor diese Frage beantwortet werden kann, ist ein Hinweis besonders wichtig.  Egal welche Form vorliegt, der Schweregrad, die Art der Schwierigkeiten/Symptome unterscheiden sich bei jedem Menschen.

Hochfunktionaler
Autismus


Zu einem bestimmten Zeitpunkt in der frühen Entwicklung des Kindes ist die Bezeichnung Autismus die treffende Diagnose. Doch bei einigen Kindern kommt es zu einer enormen Verbesserung im Sprachgebrauch/ Sprachverständnis, im Spielverhalten und in ihrem Bedürfnis mit Gleichaltrigen zu interagieren.

Frühkindlicher
Autismus


Der Frühkindliche Autismus zeigt sich vor dem 3. Lebensjahr. Es besteht meist eine verzögerte oder stark beeinträchtigte Sprachentwicklung. Etwa 50 Prozent der Menschen hat eine Intelligenzminderung. Es gibt jedoch auch durchaus Menschen, welche mit einem Frühkindlichenn Autismus studieren.


Atypischer
Autismus


Laut ICD11 und DSM5 gehört diese Form zukünftig nicht mehr zum Autismus Spektrum. Es war eine Form des Frühkindlichen Autismus. Jedoch waren hierbei nicht alle Kriterien des Frühkindlichen Autismus gegeben.

(nicht typisch= a typisch)




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